Laudatio für Stefanie Pöllot
Preisträgerin des Wolfram-von-Eschenbach Förderpreises des Bezirks Mittelfranken 2018

Ist Wissen wissbar? Ist das, was ich gerade gesehen habe auch das, was ich jetzt sehe?*

 

Sie hinterfragt die Wahrnehmung; sie ist DIE Künstlerin, die das Meer ins Wasserglas zaubert und der Welt eine poetische Aura verleiht. Stefanie Pöllot ist bekannt für einzigartige Bewegt-Bilder und mediale Installationen. Im Zentrum ihres Schaffens steht die intensive Auseinandersetzung mit Zeit und Raum, Alltag, Vergänglichkeit und dem ewigen Kreislauf der Natur. Pöllots Werke faszinieren, irritieren. Taucht der Betrachter in Pöllots Bilderwelten ein, entfalten diese ihre Wirkung, ziehen in den Bann, verbreiten den Zauber einer poetischen Atmosphäre voller Leichtigkeit und Schönheit, geben Gedankenanstöße, setzten Impulse zur Reflektion.

 

Wie schafft sie das? Pöllot ist eine wahre Meisterin Ihres Metiers.

 

Als Meisterschülerin schloss sie Ihr Studium im Jahr 2000 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei dem renommierten Künstler Prof. Hans Peter Reuter ab. Im selben Jahr holte sie anlässlich der Ausstellung >camping-camping< den Sonnenuntergang ins Nürnberger Volksbad .Schon hier zeigte sich Ihr tiefes Interesse für die Verschmelzung und Poetisierung unterschiedlicher Realitäten und Räume.

 

Seit etwa 20 Jahren ist sie als künstlerische Spezialistin im Feld der Medienkunst tätig, ist seit 1998 in Deutschland sowie weltweit gefragt. So fanden Ihre Arbeiten international Beachtung, beispielsweise in Island, Großbritannien, Ungarn, den Niederlanden oder in Kirgistan. **

 

Dank ihrem Erfindungsreichtum, Ausdauer und auch Leidenschaft für das Experimentelle hat sie eine einzigartige Bildsprache und somit ein Alleinstellungsmerkmal entwickelt.

 

Die von ihr entwickelte Methodik der Komposition und Transformation unterschiedlicher Bewegt-Bilder zu einem sich immer wieder neu zu verwandelnden Gesamtbild, lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Pöllot verwandelt 3D-Momente in 2D, projiziert diese dann auf 3D, transformiert anschließend alles in 2D, multipliziert das Ganze mit dem Glanz der Ewigkeit, dem Hauch der Vergänglichkeit und der Unendlichkeit des Endlos- Loops.

 

So lotet sie die Möglichkeiten des Mediums aus, verräumlicht, erweitert und erfindet diese neu. Sicher hätte auch Albert Einstein seine wahre Freude an solchen Arbeiten gehabt. Bei Pöllot findet sich das Universum nicht in der Nuss-Schale wie bei dem Physiker Stephen Hawking.*** Ihre Weltmomente spielen sich ab auf Glühbirnen, in Bildschirmen, in Vasen, Flaschen und Kugeln, auf dem Eisfach eines Kühlschranks, einer Glimmerfläche oder auch auf Gegenständen aneinandergereiht auf einer Badezimmer-Armatur ab; sie spiegeln sich als Paralleluniversum oder Rückkoppelung in einem Spiegel.

 

Referenzen zur Kunstgeschichte sowie die Verwendung von entsprechenden Metaphern der Still-Leben-Malerei sind ihrem Werk immanent. Seifenblasen schweben, Blätter fallen, Wasser strömt. Die gefilmten Abläufe entstammen der Realität, alles anlog, nichts simuliert oder mit Photoshop getrickst. Das Spektakuläre hat keinerlei inhaltliche Bedeutung. Dennoch sind Pöllots verdichtete Arbeiten in ihrer schlichten Stille spektakulär.

 

Ich beglückwünsche die Jury zu dieser Entscheidung und gratuliere Stefanie Pöllot zur Auszeichnung.


Eva Schickler Kunsthistorikerin M.A. Nürnberg


* Vgl. Katalog, Stefanie Pöllot 2003, Seite 29 und Benita Böhm

** Vgl. Daten

*** Stephen Hawking: Das Universum in der Nussschale, 2004

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